Verschiedene Politikerinnen und Politiker, aber auch politische Interessierte und Beobachter/innen haben zuweilen Mühe mit den Tatsachen. Unsere Nationalrätin aus Biel-Benken, Elisabeth Schneider-Schneiter bespielsweise hat sich gestern in ihrer Kolumne in der Basellandschaftlichen Zeitung wieder einmal zu Fusion geäussert. Unter anderem verwickelt sie sich in Widersprüche, welche der frühere BaZ-Redaktor, Thomas Lüthi wie folgt entwirrt:
"Schneider
lobt die wirtschaftliche Stärke der Region Basel und wertet sie als
"Erfolgsstory". Dann sieht sie unsere Region aber plötzlich gefährdet,
sie drohe "ernsthaft ins Hintertreffen zu geraten". Das Problem: Nicht
mehr zeitgemässe Strukturen. Ihr Rezept dagegen: die Vereinigung der
beiden Kantone Baselland und Basel-Stadt. Also was bisher gut war - zwei
selbständige Kantone - ist nun plötzlich schlecht.
Schneider
sieht die beiden Kantone als Wirtschaftssubjekte. Die marode Firma
Baselland braucht den finanziell starken Partner Basel-Stadt, um zu
überleben. Sie spricht von einer "erstarrten Situation", ohne diese klar
zu benennen. Ich sehe nirgends eine Starre zwischen Baselland und
Basel-Stadt. Die Finanzlage des Baselbiets erlaube kaum noch
Investitionen in die Zukunft, behauptet sie. Das stimmt natürlich nicht.
Vor allem aber braucht es dazu keine Fusion von zwei Kantonen. Sonst
könnten wir gleich die ganze Schweiz zum Einheitsstaat fusionieren und
den Föderalismus abschaffen. Föderalismus heisst, Ausgleich schaffen
zwischen verschiedenen Mentalitäten, Bevölkerungsgruppen, Ansichten,
politischen Überzeugungen etc. Föderalismus ist nicht einfach, aber er
lässt Selbstbestimmung und Autonomie.
Aber wird es noch
richtig abenteuerlich im Gastbeitrag: Die Fusion stärke die
Gemeindeautonomie, ist Schneider überzeugt. Was vor 200 Jahren
wesentlich zur Kantonstrennung geführt habe - fehlende Mit- und
Selbstbestimmung der Landbevölkerung - seien heute wesentliche Gründe
für ein Zusammengehen. Da bleibt einem die Spucke weg. Über die Gründe
der Kantonstrennung muss sich Schneider zweifellos noch genauer
erkundigen. Aber was nach der Fusion passiert, das liegt auf der Hand:
Basel-Stadt wird durch Eingemeindungen noch grösser und politisch
dominanter. Die Landgemeinden vor allem im oberen Baselbiet werden
vollständig abhängig von der mächtigen Stadt, deren Bewohnerinnen und
Bewohner mit Namen wie Rothenfluh, Ammel, Hämmike oder Oltige schon
heute nichts anfangen können."
Damit nicht genug. Sie stellt auch bizarre Behauptungen zur Wirtschaftsleistung der beiden Basel auf und unterschlägt, dass ein Grossteil der Einwohner von Baselland eben an ihren Arbeitspätzen in Basel, der Chemie, den Banken, Versicherungen und Speditionen einen schönen Teil zum wirtschaftlichen Erfolg beitragen.
Auch ihr Kollege Lukas Reimann, SVP/SG hat zuweilen Mühe mit den Tatsachen. In Facebook behauptet er unverdrossen zu 9/2 "Unmissverständlich wurde vom Volk klar gemacht, dass es die
Personenfreizügigkeit nicht mehr möchte und strikt gegen einen
EU-Beitritt ist!"
In meinem Abstimmungbüchlich stand kein Wort von EU-Beitritt.
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