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Montag, 4. November 2013

Frau Schneeberger malt Schwarz

In  der Rubrik EINSPRUCH des Lokalblattes (BaZ, 4. November) kämpft unsere FdP-Nationalrätin, Daniela Schneeberger, gegen die 1:12-Initiative. Die Treuhänderin aus Thürnen im oberen Kantonsteil sieht in der Initiative einen Angriff auf die "Grundpfeiler unseres Erfolgs als Volkswirtschaft. Der Nährboden für eine solche Initiative", doziert sie weiter, "sind der Neid sowie die Wut gegenüber den Abzockern."

Frau Schneeberger nimmt für ihr Plädoyer sämtliche Floskeln aus Sprachkiste, um davor zu warnen, das Kinde nicht mit dem Bade auszuschütten usw. Natürlich rühmt sie auch die splendablen Grossverdiener, welche die Sozialwerke überproportial alilmentierten. Bisher bin ich davon ausgegangen, dass alle Arbeitnehmenden gleich viel in die AHV/IV-Kasse liefern, nämlich 4,2 Prozent wie ihre Arbeitgebenden auch, also total 8,4 Prozent.  Für einen Arbeitnehmenden mit einem Jahreslohn von Fr. 60'000.-   beläuft sich also der Beitrag auf 5040 Franken; bei einer Jahresvergütung von 1 Mio Franken also Fr.  84'000.- . Was ist daran denn überproportional?  Natürlich stellt sich unsere Volksvertreterin nicht die Frage, ob die Leistung eines Abzockers wirklich etwa 43 mal wertvoller ist als jene des einfachen Arbeiters.

Genau wie auch z.B. Bundesrat Johann Schneider-Ammann und viele ihrer Parteifreunde ist Frau Schneeberger davon überzeugt, dass bei der Annahme der Initiative die Schweizer Wirtschaft und die Wand gefahren wird, dass viele Unternehmen und ihre KMU-Zulieferer ins Ausland abwandern und die Schweiz als Armenhaus hinterlassen. Es ist als hätte ich diese Schwarzmalerei in den letzten 50 Jahren bei vielen Gelegenheiten (begonnen mit der Einführung des freien Samstags      über die Schaffung der dritten Ferienwoche usw.) schon so oft gehört. Doch oh Wunder: unsere Wirtschaft prosperiert immer noch.      

1 Kommentar:

  1. Das gab es schon immer, und das wird es auch immer wieder geben, das Schwarzmalen vor Volksabstimmungen. Dieses Malen hat auch keinen politischen Pächter, es gehört allen Seiten. Aber im Falle der 1:12-Initiative trifft es sicher nicht zu. Hier findet etwas anderes statt. Äußerst kurzsichtige Heilsbringer, die an eine Lohngelderumverteilung von oben nach unten glauben, machen auf eine im wahren Wortsinn einfältige Art und Weise Stimmung. Natürlich gibt es einige Lohnexzesse, die gerade auch Bunderat Schneider-Ammann deutlich als unerwünscht herausstreicht. Nur: Der allgemeine Maßstab ist falsch gewählt. Die Dame an der Migroskasse kann nun einfach ihre Situation nicht mit der eines Herrn Vasella korrelieren. Der hingegen wird seine Situation (gilt auch für alle Topmanager in andern Weltkonzernen in der Schweiz) mit einem internationalen Markt korrelieren. Und daran wird keine schweizerische Volksabstimmung etwas ändern. Aber die Unternehmen, denen die Gewinnung und Erhaltung solcher Führungsleute wichtig sind, werden etwas ändern – zu ihrem Vor- und zum Schweizer Nachteil. Und das wird dann im ganzen Wirtschaftsgefüge seine Auswirkungen nachsichziehen. Und diese Kettenreaktion muß man im Auge haben und nicht ein sozialistisches Ideal. Die kantonalen Finanzdirektoren haben alle in ihren Kantonen prüfen lassen, mit welchen Folgeschäden zu rechnen ist. Sie sind ohne abweichendes Votum zum Schluß gekommen, daß diese Schäden erheblich wären und auch eintreten würden. Glaubt eigentlich jemand ersthaft, 26 Finanzdirektoren und hinter ihnen die jeweiligen Finanzverwaltungen würden sich allesamt irren?

    Übrigens I: Alle, die immer den Vergleich mit den untersten Lohnkategorien anführen und sagen, daß diese eklatanten Lohnspannen als entwürdigend für die Arbeitsleistung der Leute in den untersten Lohnkategorien zu werten sind, überlegen sich wohl gar nicht, daß das durchaus auch für den Schichtführer in der Pharmazie, für den Prokuristen in der Großbank oder für den ßProduktmanager bei Nestlé entwürdigend sein könnte. Deshalb ist es sieben Mal wichtiger, daß man in der Schweizer Wirtschaft vernünftige, vertretbare Lohnstufungen über das Gros von offenbar etwa 98 % alle Beschäftigten hat. Und das letzte Feld von 2 %, das in einem globalen Umfeld zu sehen ist, letztlich vergißt, weil es aus der doch relativ kleinen Volkswirtschaft Schweiz heraus eh nicht zu ändern ist.

    Übrigens II: In vielen kleineren Gemeinden in der Schweiz sind die Entschädigung für die Gemeinderäte mit Sicherheit unter 1:12 gemessen an den Entschädigungen für die Damen und Herren Nationalräte, also auch für jene, die sich für diese Initiative einsetzen. So, und jetzt kommt jemand und wird mir erklären, das könne man eben nicht vergleichen. Das ist halt bei den vielfältigen Aufgaben in einem Unternehmen nicht anders!

    Übrigens III: Unter den vielen Befürwortern der 1:12-Initiative gibt es viele Fußballfans. Wieso stört es sie eigentlich nicht, daß gerade im Fußball - und noch in ein paar anderen Sportarten - idiotisch hohe Bezahlungen vorkommen? Wieso ist das dann nicht auch Gegenstand einer Initiative die Einkommensexzesse zurückschneiden will?

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