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Freitag, 18. April 2014

Die Unterschlagungen der Daniela Schneeberger

"Nicht aus sozialer Kälte, sondern im Interesse unseres Wirtschaftsstandortes sage ich Nein zum staatlichen Lohndiktat, schliesst Daniela Schneeberger ihne Einschätzungen zur Mindestlohn-Initiative ab — wenig überraschend. Sie finde es zwar gar nicht gut, gesteht die Nationalrätin in ihrer Kolumne EINSPRUCH in der Basler Zeitung vom 17. April, dass es Menschen gibt, die arbeiten und trotzdem kaum genug haben zum Leben.

Es kann und darf in der Tat nicht sein, dass wir in der wohlhabenden Schweiz «working poor» akzeptieren. Das ist für unser Land und unser gesellschaftspolitisches System inakzeptabel.

BL-Nationalräin Daniela Schneeberger

Die Einschätzungen der Unternehmerin aus dem KMU-Dienstleistungsbereich, sie ist Treuhänderin, sind immer lesenswert. Frau Schneeberger äussert sich allerdings kaum proaktiv. Sie ist zwar überzeugt, dass die Mindestlohn-Initiative nicht helfe, arbeitende Arme zu verhindern. Es fallen ihr allerdings auch keine anderen Lösungen ein, wie man das verhindern könnte. Als Besitzstandwahrerin stimmt sie ins Lob ihrer Partei zur Sozialpartnerschaft und den Gesamtarbeitsverträgen (GAV) ein. Grosszügig reiht sie auch die Einzelarbeitsverträge (EVA)  in diese Errungenschaften ein. Sie unterschlägt dabei, dass die EAV hauptsächlich dazu dienten, die GAV zu unterlaufen.
Der Mindestlohn verlocke auch zur Landflucht und in die städtischen Agglomerationen zu ziehen, weil es in den ländlichen, strukturschwachen Gebieten nicht mehr  möglich sei, diesen Mindestlohn zu zahlen. Sie unterschlägt damit die Absicht der Mindestlohn-Verhinderer,  strukturschwache Branchen und Regionen zu erhalten.
Wie im Argumentarium der Initiativ-Gegner bemüht Frau Schneeberger die sattsam bekannte Coiffeuse im Jura und Metzger und Bäcker im Fricktal, welche  ihre Mitarbeiterinnen eben entlassen würden. Und diesmal unterschlägt die Volksvertreterin, dass es in diesen Branchen grossteils um Familien- und Einmann-Betriebe ohne Mitabeiter/innen handelt.
Wenn solche Betriebe dichtmachen, eine weitere Unterschlagung, hat das meist andere Gründe, beispielsweise keine oder übernahmeunwillige Nachkommen. Und ihre existenzsichernden Umsätzrückgänge (Metzger und Bäcker) hängen mit unseren Einkaufsgewohnheiten bei den grossen Detailhändlern, mit allem unter einem Dach und einer Autoeinstellhalle im Untergeshoss, zusammen.

Es ist der Frau Nationalrat zugute zu halten, dass sie noch recht jung ist und die guten Zeiten, als es hierzulande keine <working poor> gab, allenfalls vom Hörensagen kennt Auch Mindestlohn war nicht nötig. Es war die Zeit des so genannten Wirtschaftwunders, dass nach dem Krieg anhob  Alle hatten genug zum Leben, viele gönnten sich darüber hinaus Mobilität und Ferien am Meer, leisteten sich (ohne Leasing) ein Auto. An Sonn- und Feiertagen bildcten sich an den Bahnübergängen "Rüchlig" und "Ebenrain" stockende Warteschlagen mit hunderten von Opel Olympias, VW Käfern, Renault Hecks und Döschwos.
Unsere Politiker hätten eigentlich allen Grund, diese Verhältnisse wieder herzustellen und wieder daran anzuknüpfen, anstatt "Wohlstand für alle" mit allen Mitteln zu verhindern.

Darum sage ich im Interesse eines gesunden Wirtschaftsstandortes Ja zur Mindestlohn-Initiave!



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